Rassehundeausstellungen werden in Europa seit einigen Jahren von Tierschützern und Behörden mit immer strengeren und fantasievolleren Auflagen und Maßnahmen bedacht, die teilweise nicht mehr zu erfüllen sind, sodass immer öfter Ausstellungen abgesagt werden müssen. Noch versuchen wir Terrierklubs durchzuhalten, aber die Auflagen für die Klubschau in Lackendorf 2.-3.9.2023 sind an (oder eigentlich jenseits) der Grenze des Machbaren.
Da viele Hundefreunde nicht wissen, welche Sorgen uns diese Entwicklung macht, möchten wir hier einmal erklären, warum wir derzeit so um die Zukunft der Rassehundezucht fürchten:
Brauchen wir Hunde? Ja, weil sie das Leben der Menschen so ungeheuer bereichern! Hunde haben heute meist nicht mehr ihre angestammten Jobs, aber die Gesellschaft braucht Hunde als soziale Gefährten, Familienmitglieder, Freizeitkumpels. Die positiven psychologischen und gesundheitlichen Effekte der Hundehaltung sind vielfach wissenschaftlich bewiesen. Ganz zu schweigen von den Wirtschaftszweigen, die an der Hundehaltung gutes Geld verdienen.
Brauchen wir Rassehunde? Ja, weil sie nicht nur sorgsam und verantwortungsvoll gezüchtet werden, sondern auch in Größe, Körperbau, Haartyp, Temperament (ihrem Phänotyp also) keine Überraschungspakete sind: für jeden Hundefreund und seine Lebenssituation der richtige Hund! Hunde sind seit Jahrzehntausenden Gefährten des Menschen. Unsere Hunderassen stammen ausnahmslos aus ihrer Funktion als Jagdhunde, Wachhunde, Hütehunde, Begleithunde und sind jahrhundertelang gepflegtes Kulturgut.
Brauchen wir Züchter? Ja, wir brauchen Menschen, die ihre Freizeit (und ihr Geld) dafür verwenden, mit Verantwortung diese gesunden, wesensfesten und typischen Rassehunde zu züchten. Die reine Verpaarung zweier beliebiger Hunde, die einer bestimmten Rassen angehören (könnten), ohne medizinische und andere Kontrollen, wird uns nicht die tierschutzgerecht gezüchteten und aufgezogenen Welpen bringen, die die Gesellschaft braucht.
Dann brauchen wir auch Ausstellungen! weil sie Teil unseres Vieraugenprinzips sind: Kein Hund geht in die Zucht, ohne von Tierarzt, Formwertrichter und Zuchtwart gemäß unseren Reglements geprüft worden zu sein. Nur so können wir mit gutem Gewissen und verantwortungsbewusst diese Welpen züchten, die ihren Familien dann viele Jahre lang gesunde und wesensfeste Gefährten sind.
So kurz lässt sich unser Credo zusammenfassen. Wir erklären es aber gern auch ausführlicher:
Rassehundezucht ist Tierschutz!
Wir züchten Rassehunde, weil wir unsere Verantwortung gegenüber dem Hund ernst nehmen und nur Hunde verpaaren, die gesund sind sowie durch ihren Phänotyp (ihre Größe, Körperbau, Haartyp, Temperament) und ihren Genotyp (ihre genetische Ausstattung) zusammenpassen – Hunde derselben Rasse also.
Wir wählen deshalb die Hunde für die Zucht nicht willkürlich aus, sondern checken vor der Zuchtentscheidung ihre Gesundheit, ihr Wesen und ihren Rassetyp, denn die Welpen sollen dann nicht einfach nur "süß" sein, sondern vitale, wesensfeste und gesunde Hunde, in Größe, Körperbau, Haar und Temperament keine Überraschungspakete und Begleiter ihrer Familien über viele Jahre.
Für diese Checks unterziehen wir uns konsequent einem Vieraugenprinzip – nie entscheiden wir allein, immer gemeinsam mit Tierarzt, Formwertrichter und Zuchtwart auf der Basis unserer Reglements:
- Unsere Zuchtordnung legt die Regeln für dieses Vieraugenprinzip fest (vorgeschriebene Screenings, Dokumentation der Zucht usw.).
- Medizinische Screenings helfen uns, die Vererbung von einschränkenden Körpermerkmalen (Gelenksfehlstellungen usw.) und krankmachenden Defektgenen zu vermeiden.
- Auf Rassehundeausstellungen unterziehen Formwertrichter unsere Hunde einer kompetenten Prüfung, ob sie sich in ihrem Phänotyp – Rassetyp (Größe, Körperbau, Haar, Temperament) und Wesen – für die Zucht eignen.
- In allem begleitet und berät der Zuchtwart. Die Welpen verlassen die Zuchtstätte erst, wenn sie vom Zuchtwart begutachtet wurden.
- Die "Papiere" (Ahnentafel) sind dann der Beleg, dass auch die Vorfahren dieser Hunde nach diesem Prinzip gezüchtet wurden.
Politisches Lobbying gegen die Hundezucht trifft die Falschen
"Die Tierschützer" betreiben seit einigen Jahren ein verschärftes politisches Lobbying, das ja eigentlich zu begrüßen ist: "Qualzucht" soll aus der Welt geschafft werden. Ganz unsere Meinung.
Leider schießen dann so viele Vorschläge und Forderungen völlig über dieses ethisch wichtige Ziel hinaus:
Die vorgeschlagenen drastischen Einschränkungen für die Zucht (Stichwort Entwurf der Novelle zum Tierschutzgesetz) werden nicht einen einzigen kranken Welpen aus dem Ausland und nicht einen einzigen gedankenlos qualgezüchteten Hund verhindern. Dagegen besteht die Gefahr, dass die verantwortungsbewusste Zucht, die sich seit Jahrzehnten selbst freiwillig jeder Kontrolle unterwirft, aufgibt. Dadurch wird der Tierschutz definitiv nicht verbessert, sondern verschlechtert (immer weniger sorgsam gezüchtete und immer mehr unkontrolliert entstandene Hunde).
Es wird der Neubau eines Organisationsgefüges gefordert (Bewilligung der Zucht, Festlegung der Regeln und Kontrolle durch die Behörde), das die im ÖKV organisierte Zucht seit Jahrzehnten besitzt und aus der praktischen Erfahrung und mit wissenschaftlicher Unterstützung laufend verbessert. Den Aufwand, den sich die Behörde da aufhalst, wird sie kaum bewältigen können.
Vor allem aber wird in den Medien häufig "Rassehundezucht" diffamierend mit "Qualzucht" gleichgesetzt. Aber es gibt eben "Rassehunde" und "Fakes":
- Die einen (nur rund ein Zehntel der gesamten Hundepopulation im Land) stammen aus der verantwortungsbewussten Rassehundezucht mit Wahrung des Vieraugenprinzips. Qualzucht ist in diesem Bereich ein ausdrückliches Nicht-Ziel – Qualzuchtmerkmale müssen verhindert oder durch kluge Zuchtentscheidungen ausgeschaltet werden.
- Die anderen sind genaugenommen "Fakes", sie sehen den Rassen ähnlich, denen sie angehören sollen, wurden aber ohne jede Zuchtverantwortung und häufig mit bewusster Umgehung von züchterischen No-Gos "erzeugt": Ohne Fachwissen über Risiko und mögliche Vererbung von Krankheiten, ohne medizinische Überprüfung der Zuchteignung werden Moderassen in Modefarben ohne Rücksicht auf krankmachende Körpermerkmale einfach "für den Markt erzeugt". Das ist nicht "Zucht", das ist "Züchterei" und muss eingedämmt werden, denn dort ist die "Qualzucht" zuhause.
Weil man aber dieser verantwortungslosen Züchterei daheim auf dem Sofa (oder im Keller) nicht ankann, greift man dort an, wo man meint, die Effekte zählen und messen zu können, wo es um das Aussehen der Hunde geht – bei Hundeausstelllungen.
Das Ausstellen von Hunden mit Qualzuchtmerkmalen verbietet das Tierschutzgesetz. Gut so!
Qualzuchtmerkmale sind entsetzliche Deformationen des Lebewesens Hund und haben daher in der Gesellschaft und Öffentlichkeit – Ausstellung, Werbung usw. – nichts verloren. Gut dass das Tierschutzgesetz das Ausstellen von Tieren mit Qualzuchtmerkmalen verbietet. Mangels einer klaren Definition von "Qualzuchtmerkmalen" – welcher Hund darf nun ausgestellt werden und welcher nicht? – und der Unmöglichkeit, "Qualzuchtmerkmale" durch Augenschein beim Einlass zu diagnostizieren, unterwirft man dann aber Hundeausstellungen immer fantasievolleren und unsachlicheren Beschränkungen, in die auch persönliche Befindlichkeiten der Behördenvertreter einfließen und die manchmal scheinbar nur mehr das eine Ziel haben: Ausstellungen abzuschaffen. Und tatsächlich geben immer mehr Veranstalter entnervt auf und sagen die Ausstellung ab.
Aber auch wenn die Ausstellungen stattfinden, erreichen sie häufig nur einen Bruchteil der früheren Meldezahlen. "Früher" wurde ein Hund logischerweise zuerst auf Ausstellungen von Formwertrichtern begutachtet. Wenn er sich so als für die Zucht geeignet erwiesen hat, wurden die teils aufwendigen und teuren medizinischen Screenings durchgeführt. Nun müssen die Befunde häufig bereits für den Einlass zur Ausstellung vorgelegt werden. Immer mehr Züchter unterwerfen sich diesen Einschränkungen einfach nicht mehr und stellen ihre Hunde nicht mehr aus, was ganz klar auf Kosten der Konkurrenz, der Qualität und der genetischen Vielfalt in der Zuchtpopulation geht. Auch dadurch wird der Tierschutz also eindeutig verschlechtert, nicht verbessert.
Verlust an Vertrauen
Die verantwortungsvollen Züchter im Verband haben sich nichts zuschulden kommen lassen, geraten aber jetzt unter Druck der Behörden und verlieren durch das medienwirksame Qualzucht-Getrommel mancher Aktivisten das Vertrauen der Hundefreunde. Das ist der wahre Schaden, den die derzeitige Machtprobe zwischen Tierschützern und Behörden dem Hundewesen zufügt.